Liebe Kolleginnen und Kollegen aus der Notfallseelsorge auf und ab in den verschiedenen Teams und Systemen der EKHN, Herzlich Willkommen zur ersten spirituelllen Tankstelle im Neuen Jahr 2021 mit der Jahreslosung:
Seid barmherzig wie auch euer Vater barmherzig ist!
Wir stehen hier an einem sehr beliebten Ausflugsziel der Darmstädter. Ein Ort, die Seele baumeln zu lassen.
Der See hier/die Prinz von Hesse Grube verlockt auch zum Steinereinwerfen, vielleicht habt ihr das auch als Kind probiert, so flach einen Stein zu werfen, dass er noch mehrmals auf der Wasseroberfläche aufhüpft, bevor er dann doch versinkt im Wasser. Und dabei dann Kreise zieht, die sich konzentrisch immer weiter nach außen erweitern.
Dazu fällt mir ein zeitgenössisches Gesangbuchlied ein: „Ins Wasser fällt ein Stein“ von Manfred Siebald. In der ersten Strophe heißt es:
Ins Wasser fällt ein Stein,
ganz heimlich, still und leise;
und ist er noch so klein,
er zieht doch weite Kreise.
Wo Gottes große Liebe
in einen Menschen fällt,
da wirkt sie fort
in Tat und Wort
hinaus in uns're Welt.
Na, das passt doch zu uns Notfallseelsorgern und Kriseninterventionlern: wie auch immer, wir persönlich im einzelnen motiviert sind für unser Engagement. Wir lassen uns rufen und gehen raus in Einsätze, zu Menschen in Not. Viele von uns auch in dieser Coronazeit.
Barmherzigkeit, das ist ein altertümliches Wort, nicht grade umgangssprachlich weitverbreitet. Es löst Sprachbilder aus: Sein Herz beim Armen haben, bei dem, der grade arm dran ist und akut Beistand braucht.
Und das tun wir nicht als Einzelkämpfer, sondern am besten im Team, je nach Einsatzlänge auch nachalarmiert um abzulösen wenn’s zu lang und anstrengend wird und wir mit unseren Kräften an die Grenzen kommen. Seid barmherzig wie auch euer Vater barmherzig ist. Das bedeutet eben auch: mit sich selbst nicht zu streng zu sein, die Erwartungen an sich selbst nicht zu hoch zu hängen. Denn das barmherzig sein mit anderen gilt auch uns selbst. Dazu passt auch die 3. Liedstrophe:
Nimm Gottes Liebe an.
Du brauchst dich nicht allein zu müh'n,
denn seine Liebe kann
in deinem Leben Kreise zieh'n.
Und füllt sie erst dein Leben,
und setzt sie dich in Brand,
gehst du hinaus,
teilst Liebe aus,
denn Gott füllt dir die Hand.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir wünschen Euch Zuversicht und Tatkraft auch für dieses Neue Jahr 2021 in eurem Engagement in der Notfallseelsorge.
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!
SABINE BEYER. Januar 2021
Barmerherzigkeit hat viele Bilder, äußere und innere. Der barmherzige
Samariter, der sich dem Niedergeschlagenen zu wendet und aufhilft.
Christliche Orden tragen in ihren Leitgedanken den Anspruch der
Barmherzigkeit: die barmherzigen Schwestern vom hlg. Vinzenz von Paul.
Mutter Theresa ist Sinnbild großer Barmherzigkeit. Unsere inneren
Bilder: Barmherzigkeit gibt Wärme, vergibt Schuld, ist großzügig und
bildet Gemeinschaften. Barmherzigkeit ist voller Gnade.
Mein eigenes Bild von Barmherzigkeit ist voller Ruhe und einer
herzlichen Zuwendung. Barmherzigkeit hat auch internationale und
interreligiöse Weite. Sie schafft Anschluss und überwindet Grenzen.
Barmherzige Menschen vergeben und können sich selbst verschenken ohne
sich zu verlieren. Ich frage mich: Wie kann ich meine Barmherzigkeit
pflegen? Eine große Frage. Meine Abgrenzung im helfenden Beruf zu
pflegen, fällt mir leichter und dazu habe ich Worte und Aufmerksamkeiten
erlernt. Und die Barmherzigkeit, wo bleibt sie?
Das Losungswort verbrieft meine Fähigkeit, barmherzig sein zu können.
Sie scheint vererbbar. Vom Vater zum Sohn oder zur Tochter oder auch von
der Mutter zu ihren Kindern. Wie und wo vollzieht sich dieses Erbe. Es
muss mehr als ein Vorbild sein, dass seine Wirkung entfaltet. Also bei
mir war es der Großvater. Er liebte mich und wir lagen im Bett. Er
erzählte Geschichten aus der Phantasie. Diese Geschichten hörte ich
gerne und gab ihnen die Note: BARMHERZIG sind sie.
HEIKO RUFF-KAPRAUN. Januar 2021
Barmherzigkeit ist ja jetzt kein Wort aus der Alltagssprache. Ich versuche mir das mal zu übersetzten und bleibe bei dem Wort „Mitgefühl“ hängen.
Mitgefühl vereinnamt weniger als Mitleid. Es konstruiert auch kein oben und unten. Es schwingt einfach mit mit dem Befinden anderer.
Habt Mitgefühl wie Euer Vater!
Das macht mich nicht klein. Ich fühle mich auch nicht schuldig. Ich fühle mit….
Die Fähigkeit mitfühlen zu können verbindet. Menschen untereinander, aber auch mit Säugetieren. Und diese Verbindung hat wohl auch Spuren in
unseren Gehirnen hinterlassen. Da gibt es wohl diese sogenannten Spiegelneuronen, die es uns ermöglichen mit anderen mitzuempfinden.
Welch wunderbarer Schatz. Und wie schön, dass unserem Vater im Himmel diese Fähigkeit zugeschrieben wird. Übertünchen wir diese Gabe nicht mit lauter Ablenkung und
den vielfältigen Möglichkeiten uns zu betäuben.
Habt Mitgefühl, wie Euer Vater!
THOMAS SCHILL. Januar 2021
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